Im Gespräch mit Falko Schlottig
Seit 2022 richtet die Hochschule für Life Sciences FHNW ihren Fokus verstärkt auf den Ausbau ihrer wissenschaftlichen Schwerpunkte, den Einsatz digitaler Technologien sowie die Intensivierung ihrer praxisnahen Forschung mit hoher Relevanz für Wirtschaft und Gesellschaft. Prof. Dr. Falko Schlottig, Direktor der Hochschule, gibt Einblick in die zentralen strategischen Prioritäten und die langfristige Vision der Hochschule bis ins Jahr 2035.
Prof. Dr. Schlottig, welche Rolle spielt die Zusammenarbeit an der Hochschule für Life Sciences FHNW?
Fachhochschulen nehmen in der Schweizer Bildungs- und Forschungslandschaft und in der Wirtschaft eine besondere und wichtige Rolle ein. Wir tragen wir mit unserer Forschungskompetenz und modernster Infrastruktur dazu bei, gemeinsam mit Partner*innen aus der Wirtschaft und öffentlichen Institutionen zukunftsweisende Lösungen für aktuelle Fragestellungen zu entwickeln. Diese kooperativen Projekte bieten unseren Bachelor- und Masterstudierenden spannende Möglichkeiten, sich aktiv in praxisnahe Forschungsfragen einzubringen.
Das dynamische Zusammenspiel von Forschung, Lehre und Weiterbildung ist ein zentraler Erfolgsfaktor unserer Hochschule. Unsere Studiengänge und Weiterbildungsprogramme werden kontinuierlich an die sich wandelnden Bedürfnisse der Industrie angepasst. Dabei zeigt sich: Durch gezielte Zusammenarbeit mit passenden Partnern können wir innovativer agieren, als es allein möglich wäre.
Diese Kultur der Zusammenarbeit spiegelt sich auch innerhalb unserer Hochschule wider. Unsere vier Institute bündeln ihre Kompetenzen, um gemeinsam an interdisziplinären Projekten zu arbeiten. Durch dieses gemeinsame Vorgehen lassen sich die komplexen Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich bewältigen.
Die Mitarbeitenden der Hochschule für Life Sciences FHNW treiben Innovationen aktiv voran –im direkten Austausch mit der Industrie, in Forschungsnetzwerken, im Dienst der Gesellschaft und zum Nutzen von Patientinnen und Patienten.
Welche Bildungs- und Wissenschaftsbereiche hat die Hochschule für Life Sciences FHNW als prioritär definiert?
Unsere Hochschule entwickelt sich auf verschiedenen Ebenen kontinuierlich weiter und orientiert sich dabei an den aktuellen Entwicklungen in Wissenschaft, Industrie und den Bedürfnissen der Gesellschaft.
Digitale Technologien sind mittlerweile fester Bestandteil in unseren Studiengängen. In der Forschung verbinden wir Life Sciences mit künstlicher Intelligenz, Data Science, Digital Twins, Automatisierung und Robotik. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, Mitarbeitenden und Studierenden den verantwortungsvollen, ethischen und effektiven Umgang mit diesen Technologien zu vermitteln.
Ein zentrales Zukunftsthema der gesamten FHNW, zu dem unsere Hochschule einen bedeutenden Beitrag leistet, ist Future Health.
Der Bereich der nachhaltigen Chemie gewinnt zunehmend an Bedeutung – im Bachelorstudium wurde hierzu ein neues Lehrangebot eingeführt. Zahlreiche Forschungsprojekte unserer Hochschule tragen zur Umsetzung der Zero-Emission-Strategie der FHNW und zu verschiedenen EU-Forschungsprojekten bei. Studierende und Forschende engagieren sich aktiv dafür, den Laborbetrieb umweltfreundlicher zu gestalten.
Die Förderung biobasierter Technologien und anderer nachhaltiger Verfahren zur Produktion von Basischemikalien ist ein weiterer zentraler, fachübergreifender Schwerpunkt. Dieses Ziel erfordert gemeinschaftliches und engagiertes Handeln.
Darüber hinaus engagiert sich die Hochschule für Life Sciences FHNW im Bereich des angewandten Quantencomputings. Zu diesem Forschungsschwerpunkt haben wir eine neue Forschungsgruppe gegründet und arbeiten eng mit verschiedensten Partnerorganisationen zusammen, um praxisrelevante Forschungsfragen zu testen und zu bearbeiten.
Und nicht zuletzt bauen wir unsere Aktivitäten in den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik, Medizininformatik, pharmazeutische Technologien, Zellbiologie und Diagnostik kontinuierlich aus und stärken diese.
Wie positioniert sich die Hochschule für Life Sciences FHNW lokal und im internationalen Umfeld?
Wir verstehen wir uns als Partnerin der regionalen Wirtschaft, der Kantone und Gemeinden. Unsere Mitarbeitenden und Studierenden pflegen zahlreiche bedeutende Kooperationen und Geschäftsbeziehungen auf regionaler Ebene.
Parallel dazu bietet unsere Hochschule eine Vielzahl an internationalen Studienprogrammen und Austauschmöglichkeiten für Studierende an. Im Umfeld vieler regional ansässiger aber überwiegend international tätiger Unternehmen, ist es in unserer Verantwortung gut international vernetzt zu sein. Besonders in unseren Masterstudiengängen ist es entscheidend, die Studierenden auch gezielt auf internationale Herausforderungen vorzubereiten.
Im Jahr 2025 haben Schweizer Forschende wieder die Möglichkeit, sich direkt an Ausschreibungen von Horizon Europe und den verschiedenen Förderprogrammen zu beteiligen. In der Übergangszeit haben unsere Forschenden alternative Wege genutzt, um weiterhin wichtige Beiträge zu europäischen Forschungsprojekten zu leisten.
Die Pandemie, gefolgt von zwei Kriegen, hat weltweit zu schwierigen Rahmenbedingungen geführt. Inwiefern waren die Aktivitäten der Hochschule für Life Sciences FHNW von diesen Entwicklungen betroffen?
Grundsätzlich befinden wir uns in einer sehr privilegierten Lage – als Teil eines der weltweit führenden Life-Sciences-Cluster hier in der Nordwestschweiz.
Aber wie viele andere Organisationen in unserem Bereich waren auch wir von den steigenden Preisen für Energie, Chemikalien und Gase sowie von Unterbrechungen in den Lieferketten betroffen.
Aktuell sehen wir uns mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Unsicherheiten und Veränderungen konfrontiert. Deshalb möchten wir unseren Studierenden die Bedeutung von kritischem Denken und Eigenverantwortung näherbringen. Sie sollen erkennen, dass die Forschung an unserer Hochschule von grosser Relevanz ist und das Potenzial besitzt, in der Welt etwas zu bewirken.
Was ist die Vision der Hochschule für Life Sciences FHNW für das Jahr 2035?
Neben den Studierenden, der Zusammenarbeit, angewandter Forschung und der internationalen Ausrichtung stellt unsere Vision die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt. Es sind die Leidenschaft und die Ideen unserer Mitarbeitenden, welche uns voranbringen. Wir hatten die Chance, mehrere neue Teamleiterinnen und Teamleiter zu gewinnen, die mit ihrer Erfahrung aus der Industrie und ihren wertvollen Netzwerken bereichernde Impulse setzen. Die Diversität an unserer Hochschule wächst, was auch die Vielfalt an Perspektiven erhöht, die in unsere Arbeit einfliessen.
Unser Potenzial voll auszuschöpfen bedeutet, unsere Mitarbeitenden zu stärken – ihnen Freiraum für eigenes Handeln zu ermöglichen und sich die Zeit zu nehmen, einander zuzuhören. Wenn wir uns fragen, an welchen Stellen wir am meisten bewirken können und gemeinsam Prioritäten setzen, gelingt es uns, unsere Ziele klar zu verfolgen. Wir implementieren New Work und flexible Modelle immer stärker in unser Arbeitsleben, aber der Wert persönlicher Gespräche und der physischen Präsenz – sowohl für unsere Kolleginnen und Kollegen, für unsere Studierenden als auch für unsere Kundinnen und Kunden ist uns sehr wichtig.
Die Mitarbeitenden der Hochschule für Life Sciences FHNW treiben Innovationen aktiv voran –im direkten Austausch mit der Industrie, in Forschungsnetzwerken, im Dienst der Gesellschaft und zum Nutzen von Patientinnen und Patienten.